I can’t get no satisfaction. Liebe Eltern, ihr seid nicht allein!
I WANT MY SATISFACTION!! – Ich will ausspannen. Ruhe. Weg vom Alltag. Wieder bei mir ankommen. Das ist die Idee für dieses Wochenende als ich mit meiner Tochter Yuna ins Auto steige. Seit ich Mutter bin vermisse ich die „alten“ Wochenenden sehr. Die Inseln zum Batterien aufladen sind einfach weg.
Aber ich bin auch kein Freund von Gejammer und sich-beschweren. Also packe ich meine 7 Sachen und meine Tochter und mache mich auf den Weg zu Yoga Vidya. Dort ist es toll. Es gibt für Kinder schöne Seminare und während man die Kleinen betreut und in guten Händen weiß, kann man entspannt zum Yoga oder wie ich es vor habe, in das Seminar „Loslassen“.
Ich freue mich, aber noch bei der Abfahrt merke ich, dass Yuna Fieber hat. Ich fahre an der Apotheke vorbei und hole Medikamente und hoffe, dass das wieder eine der bekannten Fieber-Eintagsfliegen ist. Nach 5 Stunden Autofahrt mit Stau und Vollbremsung weil Yuna brechen musste (das muss sie immer vom Autofahren) kommen wir an. Ich bin müde, aber die Hoffnung, dass wir noch ein schönes Wochenende haben, lasse ich mir nicht nehmen. PAH, denke ich, wollen wir doch mal sehen! Wir checken ein und rennen zum Abendessen – wir sind ja etwas spät dran, wegen Stau und Kotzerei. Auf dem Weg zur „Chakra-Pyramide“, in der es für alle vegetarische Leckereien gibt, atme ich die frische Landluft ein und denke mir HACH.. herrlich. Beim Blick auf mein Kind, dessen Augenringe langsam immer größer werden, kommen Zweifel auf, die ich gekonnt unterdrücke. Auf zum Essen, denke ich! Positiv denken!
Ich schaufel meinen Teller voll, stelle Yuna den ihren hin und schaue sie erwartungsvoll an. „Keinen Hunger!“ höre ich. Ich merke die Wut in mir aufsteigen. Bitte nicht, denke ich. Natürlich versuche ich mir nichts anmerken zu lassen und weiterhin positiv zu bleiben. Meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, kostet mich wieder Kraft. Dabei bin ich doch zum Entspannen und Auftanken hier.
Nach dem Essen soll es eine Willkommensrunde in unserem Seminar geben. Yuna glüht und ich bringe sie auf unser Zimmer und lege mich mit ihr ins Bett. Was tun? IBU Kindersaft geben und das Fieber unterdrücken, damit ich meinen Willen bekomme? Oder hoffen, dass ihr Körper gewinnt und es ihr morgen besser geht. Ich bleibe bei der Hoffnung.
Als sie eingeschlafen ist, hetze ich zu meiner Willkommensrunde und bin gedanklich damit beschäftigt locker zu bleiben. Locker, locker, locker – denke ich. Sie wacht schon nicht auf. Wieder merke ich die Anstrengung in mir.
Nach der Willkommensrunde renne ich zurück aufs Zimmer. Puls 180 und Yuna .. sie schläft! Puh, denke ich.
Erschöpft lege ich mich ins Bett. Um 23 Uhr werde ich wach. Im Nebenzimmer schreit ein Baby. Um 1 Uhr wieder. Um 2 Uhr das nächste Mal. Ich frage mich, womit ich das verdient habe. Irgendwann schaue ich nicht mehr auf die Uhr.
Um 7 Uhr klingelt mein Wecker. Ich schaue rüber zu Yuna, die schwitzend und hechelnd im Bett liegt. Meine Hand auf ihrer Stirn verrät mir, dass meine Hoffnung umsonst war. Sie glüht wie ein Ofen.
FUUUUUUCK!!!! Warum?? WARUM ICH??? Ich werde wieder wütend. Ich denke an meine Erwartungen für dieses Wochenende, meine stressige Woche, die Anfahrt von über 5 h und das Geld für das Seminar. Ich bin soooo wütend.
Gleichzeitig überkommt mich ein Gefühl von Scham. Da liegt dieser kleine Wurm und hat Fieber und ich denke „mal wieder“ nur an mich. Schuldgefühle machen sich breit.
Jetzt ist er wieder da. Der Emotion-Overload. Der Spagat, der oft nicht zu gelingen scheint. Das Hin und Her zwischen mir als Meike, die Bedürfnisse und Wünsche hat und meiner Tochter, die über all dem steht.
Und das ist der Punkt. Mir wird klar, dass ich gerade vor allem eins bin: Eine Mama. Dass mein Kind mich braucht. Und dass ich mich zurück stellen muss in genau diesem Moment. Dass ich meine Situation annehmen darf.
Also nehme ich sie an. Ich merke, wie sich der Sturm in mir langsam legt.
Ich lege mich neben meine glühende Kleine und streichele ihren Kopf.
Wir liegen so noch ein paar Stunden, bis ich unsere Sachen zusammen packe und alles ins Auto schleppe.
Yuna sagt: „Mama danke, dass du dich um mich kümmerst.“ Mir kommen die Tränen.
Muttersein fordert mir alles ab. Und ich würde mich jedes Mal wieder dafür entscheiden.