Generation beziehungsunfähig? Ein Plädoyer dagegen!

Sind wir die Generation beziehungsunfähig? Sind wir wirklich so herzlos und stellen uns in Beziehungen einfach dumm an, weil wir tatsächlich unfähig sind? Wollen wir Beziehungen nicht, weil wir sie öde finden? Hat die Familie für uns keinen Wert mehr, und sind wir zu wählerisch bei der Partnerwahl? Fragen über Fragen, die zur Klärung dieses Vorurteils notwendig sind. So ganz kann das nicht stimmen mit der Generation beziehungsunfähig. Man sieht doch so viele Paare, viele Familien und auch viele Kinder. Ganz beziehungsunfähig scheinen wir ALLE doch nicht zu sein. Wenn das stimmen würde, dann wäre der Mensch ausgestorben, oder?

Wenn man das aus dieser Vorwurfs-Perspektive betrachtet, dann sind alle Singles schlechte Menschen! Die Singles sind die modernen Egoisten, die nur für sich sein wollen, und die ihre Freiheit, der Familie oder der Beziehung wegen, nicht mehr aufs Spiel setzen. Fakt ist, auch die Singles haben ein Herz und wollen die Liebe mit jemanden teilen und auch jemanden geben. Die Singles sind sehr wohl alle beziehungsfähig aber nur unter bestimmten Bedingungen, zu einer bestimmten Zeit. Diese Bedingungen kreieren sie selbst und auch den Zeitpunkt bestimmen sie ebenfalls selbst. Der moderne Mensch lässt sich immer weniger von der Gesellschaft diktieren, ob etwas für ihn gut oder schlecht ist. Genauso verhält es sich auch mit Beziehungen.

Mutter Natur hat uns das Geschenk der Beziehungsfähigkeit in die Wiege gelegt. 

Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen. Die wohl wertvollste, wichtigste und aller erste Beziehung, die wir haben, ist die Beziehung zu unseren Eltern. Als Baby brauchen wir die Liebe der Mutter, die Liebe des Vaters um uns gut entwickeln zu können. Diese Elternliebe stärkt uns enorm und lässt uns gesund wachsen. Ohne diese Liebe sind wir aufgeschmissen. Wenn wir diese Liebe nicht bekommen, oder wenn diese Liebe nicht erwidert wird, dann passiert zunächst nicht viel mit uns. Erst später, wenn wir erwachsen sind, hadern wir dann mit den Konsequenzen dieses Liebesmangels. Wir müssen dann enorm an unserem Selbstwert arbeiten und suchen uns alle Möglichkeiten, um im Außen ein wenig Anerkennung und Respekt zu ergattern. Wir werten uns auf mit Geld, Status und Besitztümern. All das ist ein Ruf nach Liebe.

Als Kinder sind wir komplett soziale Wesen, die einfach einen Spielkameraden brauchen, weil alleine zu spielen nur halb so viel Spaß macht. Diese soziale Eigenschaft hat uns Mutter Natur von Geburt an gegeben. Diese Eigenschaft ist wichtig zum Überleben und dient unserer Entwicklung.

Vor Beziehungen können wir uns nicht schützen, weil wir Beziehungen auch zu Freunden, zu unseren Arbeitskollegen, zu unseren Nachbarn, zu allen Menschen die uns umgeben haben. Nur haben diese Beziehungen eine ganz andere Funktion und basieren nicht auf der Liebe.

Unsere Eltern – unsere Vorbilder 

Die Beziehung unserer Eltern ist die erste Beziehung, die wir LIVE erleben, in die wir involviert sind, in die wir hineingeboren werden ohne es selbst entschieden zu haben, und die uns tatsächlich als Vorbild dient. Wir übernehmen sehr viele Verhaltensweisen und Beziehungsmerkmale von unseren Eltern. Oft waren unsere Eltern sehr gute Vorbilder, aber in vielen Fällen eben nicht. Wenn die Beziehung der Eltern so schrecklich mitanzusehen und zu erleben war, dann sagen wir vielleicht: das möchte ich nicht noch einmal erleben. Ich werde alles anders machen!

Begriffsklärung 

Hinter dem Begriff Generation beziehungsunfähig stehen ganz viele Tatsachen, die nicht von der Hand zu weisen sind, aber auch ganz viele Vorurteile. Tatsache ist, dass die Anzahl der Singles recht hoch ist. Was ja eigentlich von der Sache her nicht schlimm ist. Tatsache ist auch, dass sich weniger Menschen für die traditionelle Ehe entscheiden und die Beziehungen ohne den Trauschein führen. Auch die Familien sind kleiner, und für ein Kind entscheiden sind nicht mehr alle. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Es ist oftmals die Karriere, für die sich manche entscheiden. Oder die Menschen stellen einfach fest, dass sie ganz einfach keine guten Eltern wären, und vielleicht nicht den Nerv hätten eine Familie zu managen.

Vorurteile entstehen recht schnell, wenn man anfängt zu vergleichen und daraus die eigene Meinung schließt. Die Menschen reden sehr gern über Dinge und benutzen Begriffe, die sie selbst nicht ganz verstehen und hinterfragen. Es wird gleich von Beziehungsunfähigkeit gesprochen, wenn man aus dem Rahmen fällt. Es wird von Beziehungsunfähigkeit gesprochen, wenn man mit 30 oder vielleicht noch später noch nicht verheiratet ist, und wenn man eventuell noch keine Kinder hat. Es wird ebenfalls von Beziehungsunfähigkeit gesprochen, wenn man mehrere Beziehungen hat und sich nicht mehr mit einem Partner bis zum Tod bindet. Und auch die steigende Scheidungsrate ist eindeutig ein Warnsignal und beweist, dass wir nichts zu Ende durchziehen und wir beziehungsunfähig sind. Das alles sind noch keine Indizien und Beweise dafür, dass wir die Generation beziehungsunfähig sind. Das sind nur Indizien dafür, dass sich der Mensch entscheidet aus der Schablone der Gesellschaft herauszutreten und das eigene Leben selbst gestaltet, wie er oder sie das auch will. Die Generation von heute sagt den alten Beziehungs-Traditionen und gesellschaftlichen Forderungen „Tschüss“ und „Nein, danke“.

Die Generation von heute geht in Sachen Beziehungen einen neuen Weg. Beziehungen dienen nicht mehr dem Überleben. Beziehungen sind wertvolle Erfahrungen und wir bestimmen mittlerweile selbst, wann wir die Beziehungen eingehen und ebenfalls wann wir sie beenden. Der Mensch fängt an vieles zu hinterfragen und sich die Frage zu stellen: Wann tut mir was gut? Der Mensch möchte sich in erster Linie selbst kennenlernen. Du kannst erst wissen was Du brauchst und wen du an deiner Seite brauchst, wenn du weißt wer Du bist.

Welche Generation war besser? 

Welche Generation war denn beziehungsfähiger, das wäre doch mal wichtiger zu untersuchen. Waren denn die anderen Generationen in Sachen Beziehungen tatsächlich besser? Nun besser nicht, sondern anders. Es waren die äußeren Umstände, die alten Werte und Traditionen, die die Menschen damals sehr stark geprägt haben. Es wurde recht schnell geheiratet und auch Kinder wurden schnell „gemacht“. Aber ob das der Beziehungsfähigkeit gleichzusetzen ist, ist fragwürdig. Im Übrigen sind die Menschen, die eine Beziehung haben auch nicht gleich beziehungsfähig oder beziehungsfähiger (Nicht jeder der einen weißen Kittel trägt, ist auch Arzt). Wenn man sich die Beziehungsprobleme von früher und heute anschaut, so sind sie nahezu gleich. Demnach waren die anderen nicht besser.

Man darf und soll nicht alles auf sich sitzen lassen. Das Vorurteil Generation beziehungsunfähig ist eine reinste Provokation und nahezu eine Kriegserklärung an den modernen Menschen von heute. Wir sind erst ein wertvoller Beitrag für die Gesellschaft, nicht wenn wir in einer Beziehung sind,

sondern wenn wir glücklich sind. Solange wir eine Generation glücklich sind, haben wir alle alles richtig gemacht! Denn das ist auch der Sinn des Lebens: Glücklich zu sein! Wie jeder glücklich wird, ist jedem selbst überlassen. Natürlich brauchen wir auch die Liebe zum Glücklich sein. Im ersten Schritt die Selbstliebe und dann die Liebe zum Partner. Beide Arten der Liebe stärken uns und lassen uns wachsen. Jeder von uns wird eine Beziehung haben, zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem für diesen Zeitpunkt richtigen Partner. Erst wenn wir die Liebe richtig gebrauchen, anstatt sie zu missbrauchen, haben wir keine Beziehungsprobleme mehr. Wir sind vielleicht die Generation Instagram, vielleicht auch die Generation Smartphone und eventuell auch die Generation Botox aber definitiv nicht die Generation beziehungsunfähig.