Der perfekte Zeitpunkt für ein Kind. Gibt es den?
„Wann ist er denn, der perfekte Zeitpunkt zum Kinderkriegen, wenn man Karriere machen möchte?“
Für unsere Gastautorin Theresia Fuchs war diese Frage vor ca. zehn Jahren hochrelevant, so wie sie nun für top ausgebildete junge Frauen relevant ist.
Die Antwort „den perfekten Zeitpunkt gibt’s nicht“ ist zwar grundsätzlich richtig, kommt jedoch wenig hilfreich daher, wenn man nach Orientierung und Vorbildern sucht.
Frauen, insbesondere junge, werden heute mehr denn je gefördert – so dass Männer mitunter schon mal neidisch werden können. Auf die wirklich relevanten Fragen und Herausforderungen wird man aber weder im Studium, noch durch irgendwelche Förderprogramme vorbereitet. Dabei fängt man als Frau eigentlich ab Mitte 20 an, sich zu überlegen, wie das Ganze denn optimal zu managen sei.
Gleichberechtigung und Emanzipation hin oder her – das Leben ist nicht gerecht und die Kinder bekommen nun mal wir Frauen. Und auch wenn (oder gerade weil?) es heutzutage alle Möglichkeiten gibt, Mutter zu werden, wann immer man will, ist die biologische Uhr doch nicht ganz wegzudiskutieren. Da war es früher fast einfacher: Nach der Hochzeit bekam man Kinder.
EINFACH MACHEN?
Zum Glück ist es aber auch heute eigentlich gar nicht so kompliziert, wie es scheinen mag. Im Endeffekt gibt es nur eine einzige Grundsatzentscheidung, welche es zu fällen gilt: Will ich Kinder, ja oder nein. Bei „ja“ lautet die Devise „einfach machen“. Das heißt jetzt nicht, dass alle Studentinnen direkt Kinder kriegen müssen. Man kann sich aber einen Zeitpunkt überlegen, z.B. ab 27 oder ab 30, und es dann drauf ankommen lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man gerade studiert, ein Trainee-Programm macht oder seine erste Führungsposition hat. Relevant ist, dass man grundsätzlich Kinder möchte. Der einzige ernsthaft in Betracht zu ziehende Faktor ist der Partner. Der sollte a) die grundsätzliche Lust auf Kinder teilen und mit ihm sollte man die Basis vorab ausreichend diskutiert haben; d.h. man sollte sich sein Commitment einholen, dass beide gleichermaßen Karriere und Kinder möchten. Einen exakten Zeitpunkt zu vereinbaren ist auch hier gar nicht wichtig – das erhöht nur den Druck und den ersten Einschnitt durchs Kinderkriegen erfährt schließlich die Frau und nicht der Mann.
Fazit:
Grundsatzentscheidung treffen, Commitment vom Partner einholen und dann einfach machen. Der Rest ergibt sich von selbst.
NUR NOCH SCHNELL VORHER?
Nota bene: KEINE Relevanz haben – zumindest in unserer Gesellschaft – übrigens Faktoren wie Geld, Auto, Job. Klassischer Gedankengang: Erstmal Studium abschließen oder sogar Promotion. Da ist alles noch so unsicher, lieber erstmal einen guten Job sichern. Traineeprogramm im Großkonzern, das muss auf jeden Fall abgeschlossen werden. Schwangerschaft – undenkbar! Dann der erste richtige Job, jetzt muss ich mich erstmal mindestens zwei Jahre lang beweisen. Das klappt dann vielleicht so gut, dass man die erste Führungsposition angeboten bekommt. So eine Chance kann man sich natürlich nicht entgehen lassen. Die Verantwortung steigt. Jetzt ein Kind? Das wäre dann zu viel Verantwortung etc. etc. Dann ist man vielleicht 40+ und im Worst Case ist alles schon bisschen zu spät oder klappt dann gar nicht auf Anhieb oder überhaupt nicht.
Hilfreicher Vergleich zur Entscheidungsfindung: Als ich noch zur Schule ging, hatte ich gelegentlich das Gefühl, meine gesamte Zukunft hinge nun vom Erfolg oder Misserfolg dieser einen Klausur ab. Im Nachhinein war das in den seltensten Fällen so. Im Gegenteil – Schule, Abi und co. sind längst verjährt und ich habe mein Ding gemacht.
Ähnlich verhält es sich mit „dem einen Job“ – mittel- bis langfristig betrachtet ist es eben nur ein Job, dessen Unterbrechung oder sogar Aufgabe durch ein Kind weder das Ende der Karriere, noch die persönliche Missgunst des Chefs bis ans Lebensende bedeutet. Aus eigener Erfahrung: Ich hatte gerade einen neuen, spannenden Job angefangen, da wurde ich einen Monat später schwanger. Im ersten Moment ein Drama, im Nachhinein habe ich darüber eigentlich nie wieder ernsthaft nachgedacht. Das war dann einfach so, und ich habe was draus gemacht („Changes als Chances“!).
FAZIT:
Zerbrecht euch nicht den Kopf über ungelegte Eier (im wahrsten Sinne des Wortes!) und die Konsequenzen. Wenn ihr erstmal schwanger seid, habt ihr noch neun Monate Zeit, alles entsprechend zu planen!
KINDER SIND DIE NATÜRLICHSTE SACHE DER WELT
Es gab sie schon immer und sie gehören zum Leben dazu. Also sollte man sie auch einfach als etwas ganz Natürliches betrachten und nicht allzu viel Aufsehen um Planung, Entstehungsprozess und Aufzucht machen.
Kinder kriegen bedeutet nicht, dass sich das komplette Leben ändert – sofern man nicht selbst dafür sorgt. Eigentlich bewirken sie nur zwei essentielle Veränderungen:
1. Man hat plötzlich krass viel Verantwortung, die man wohl auch nie wieder los wird.
2. Man erkennt plötzlich den wahren Sinn des Lebens. Davon abgesehen ist das eigene Leben einfach nur um 1 + x Menschen reicher, und diesen Menschen plant man von nun an mit ein. Diese Einstellung hilft enorm bei der Entscheidungsfindung.
FAZIT:
Wer sich von Anfang an bewusst macht, dass Kinder etwas Natürliches und Positives sind und weder das Ende des eigenen, selbstbestimmten Lebens bedeuten, noch man dafür alles Schöne (Reisen, Karriere, Freunde) aufgeben muss, hat es viel leichter, Kinder erfolgreich in sein Leben zu integrieren.
Btw: Kinder brauchen auch gar nicht so viel Geld, Förderung, Aufopferung und quantitative Zeit, wie man immer denkt. Mit sehr viel Liebe und Zuneigung, sowie Vertrauen und die Stärkung ihres Selbstbewusstseins (inkl. Selbständigkeit!), Struktur und guten Vorbildern kommt man schon ziemlich weit!
KINDER ALS KARRIERBOOSTER:
Zum Abschluss biete ich hier noch meine fünf positiven Nebeneffekte, wie Kinder die eigene Karriere pushen können:
1. Kinder als Sinn des Lebens
2. Kinder als Change und Chance
3. Kinder geben Gelassenheit
4. Führungskompetenz durch Kinder!
5. Kinder bewahren vor Burnout
1. Kinder als Sinn des Lebens
Für mich machen Kinder den eigentlichen Sinn des Lebens aus. Ich habe vor Kurzem einen interessanten Artikel in der Flow gelesen, wo es um den Unterschied von Sinn und Glück ging und der Quintessenz, dass der Sinn für ein erfülltes Leben eigentlich wichtiger ist.
>> Je zufriedener ich mit mir und meinem Leben bin, umso besser kann ich im Job performen.
2. Kinder geben Gelassenheit
Eben weil einem die Kinder so wichtig sind und dem eigenen Leben Sinn verleihen, wird man im Job viel gelassener. Die Prioritäten verschieben sich, und gerade ehrgeizige, leistungsstarke Frauen mit Hang zum Perfektionismus blicken beruflichen Herausforderungen nun relaxter entgegen.
Ich habe das ganz stark bei mir selbst gemerkt, beispielsweise wenn Präsentationen oder Meetings im Top Management anstanden, oder auf Deadlines hingearbeitet werden musste, war ich früher viel unentspannter. Mittlerweile denke ich mir „ich habe alles gegeben, und wenn jemand was auszusetzen hat – so what – dann bessere ich eben nach. Die anderen kochen auch nur mit Wasser (sogar auf CEO Level) und managen im Zweifel nicht nebenher noch zwei Kleinkinder.
>> Die Kombination aus Leistungsfokussierung UND Gelassenheit macht unschlagbar.
3. Kinder als Change und Chance
Die Veränderungen, welche mit dem Kinderkriegen einhergehen, bieten eine hervorragende Chance, Neues auszuprobieren, Etabliertes zu hinterfragen etc. Beispiel: Ich wollte immer noch einen berufsbegleitenden Master machen, habe es aber nie neben dem Job hinbekommen und dann meine Elternzeit dazu genutzt. Bei der Rückkehr ergeben sich – gerade in großen Konzernen – oft neue Job Möglichkeiten.
>> Mit der richtigen Einstellung sind Kinder eine tolle Gelegenheit für neue Herausforderungen.
4. Führungskompetenz durch Kinder!
Erst in den letzten Jahren, seit ich Kinder sowie Führungsverantwortung habe, ist mir klar geworden, dass Mitarbeiter wie Kinder sind – oder umgekehrt.
Das ist mega praktisch, denn man lernt für den Umgang mit den jeweils anderen mit: sich in Geduld und Toleranz üben; akzeptieren müssen, dass es sich um selbst bestimmte Wesen handelt, die eben NICHT alles genauso machen, wie man es selbst machen würde oder sich vorstellt; erkennen, dass jedes Kind/Mitarbeiter unterschiedlich ist, arbeitet, und dementsprechend auf unterschiedliche Anreizsysteme bzw. Motivatoren reagiert, unterschiedliche Stärken besitzt etc.; die stetige Verantwortung, die meistens toll, aber IMMER da ist und auch nicht einfach nach Belieben abgegeben werden kann; Loyalität ist essentiell: man schimpft zuhause, würde aber niemals öffentlich über seine schlecht erzogenen Kinder herziehen (Eigentor!); die Liste lässt sich beliebig fortführen.
Ich persönlich profitiere hiervon kontinuierlich und in beide Richtungen!
>> Kinder sind ein dauerhaftes, kostenloses Karriere-Coaching für Führungskräfte.
5. Kinder bewahren vor Burnout
Viele junge Frauen erwarten das Gegenteil: Kinder per se sind Stress pur, und das in Kombination mit einem herausfordernden Job muss bedeuten, dass man sich gleich selbst einweisen kann.
Völliger Quatsch – denn auch hier zählt die richtige Einstellung! Kinder geben der Karrierefrau die perfekte Balance und bewahren uns vor einem Workaholic Dasein.
Wenn die Kids morgens anstrengend sind, bin ich froh, sie im Kindergarten abgeben zu können; und wenn der Job nervt und stresst, ist es super, um 16h gezwungen zu sein, alles stehen und liegen zu lassen und einen „Mental Break“ zu haben.
Ich schätze, genieße und nutze diesen Ausgleich zwischen den beiden Welten. Es wäre natürlich gelogen, wenn ich behaupten würde, das alles ist easypeasy. Schon oft habe ich mich bei solchen Gedanken erwischt: „Oh man, mein Kollege kann jetzt noch den ganzen Nachmittag und Abend daran weiterarbeiten, wie ungerecht, ich habe viel weniger Zeit“ oder „wie gut es die Kollegen haben, die das ganze Wochenende zum Emails abarbeiten nutzen können“.
Aber letztendlich sind es genau diese Tatsachen, die Einen davor bewahren, krankhaft viel zu arbeiten.
>> Die Balance zwischen Kind und Karriere bewahrt uns vor dem Ausbrennen.
„Ich will Beides – Kind und Karriere“ – das ist nichts Neues und heutzutage von jungen Frauen zu erwarten. Also MACHT man einfach auch beides, denn es geht! Das „wie“ kommt danach, und ihr solltet euch darüber nicht vorab zu sehr den Kopf zerbrechen. Besser: ganz viel mit anderen darüber sprechen, sich Vorbilder suchen, sich inspirieren lassen. Dafür stehe ich sehr gerne zur Verfügung – meldet euch bei mir!
FAZIT: Es ist nicht der perfekte Zeitpunkt, der zählt, sondern das, was ihr daraus macht!